Ötztaler Radmarathon 2024

Ein Mythos über 227km und 5500hm - Rennbericht von Eva Schien

Der Tag bevor

Der Ötztaler Radmarathon zählt zu den legendärsten Jedermann-Radrennen der Welt. Insgesamt müssen mit Kühtaisattel, Brenner-, Jaufenpass und Timmelsjoch vier Alpenpässe überquert werden, bevor der Sieger im Zieleinlauf in Sölden jubeln darf. 

Über 4000 TeilnehmerInnen kommen jedes Jahr nach Sölden, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Tag davor ist, wie vor jedem großen Radmarathon, vollgepackt mit Anreise, Organisation, Abholung der Startunterlagen, Einrollen und natürlich jeder Menge Essen. Ein letzter Check am Rad darf natürlich auch nicht fehlen – bei manchen umfangreicher, bei anderen weniger.

Bei mir musste erst noch ein nerviges Knacken behoben werden, das mich in den letzten Trainingseinheiten richtig gestört hat. Also wurde kurzerhand auf dem Parkplatz alles an Material ausgepackt und das Rad komplett auseinandergebaut. Ob das einen Tag vorm Rennen der beste Zeitpunkt ist? Warum nicht! Ein dickes Dankeschön an Alex, der in solchen Momenten immer die Ruhe bewahrt und sich darum kümmert!

Der Start

Der Start ist für mich persönlich einer der schönsten Momente eines Rennens. Diese Anspannung und Aufregung in den Gesichtern von 4000 Menschen zu sehen, ist einfach einzigartig. In diesem Moment konzentriert man sich voll und ganz auf die bevorstehende Herausforderung und weiß genau, dass es heute nur darum geht, 227 Kilometer und 5500 Höhenmeter so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Für uns acht Gaimersheimer hieß es um 06:30 Uhr, genau diese Strecke in Angriff zu nehmen. Für Anfang September war es angenehm warm in Sölden, sodass wir mit wenig Klamotten losfahren konnten. Wie jedes Jahr war die Stimmung am Start einfach unbeschreiblich – dieser Respekt vor dem, was der Tag bringen wird, und das Gefühl, dass alles möglich ist. Jeder hat seine Pläne und Vorstellungen, aber wie es am Ende wirklich läuft, weiß keiner.

Das Rennen

Das erste Hindernis war, ohne Stürze nach Ötz zu kommen. Zum Glück hat das bei uns allen geklappt. Ab dann hieß es, das richtige Tempo zu finden und Pass für Pass zu fahren. Das Kühtai war, wie jedes Jahr, recht schnell und kurzweilig. Oben angekommen, war ich überwältigt von der Stimmung – warum sind um 08:00 Uhr so viele Leute hier oben? Schnell wieder gefasst, die Versorgung von Boris, Eva und Korbi angenommen und konzentriert die schnelle Abfahrt nach Kematen genommen.

Bis zum Brenner hat wohl jeder von uns eine mehr oder weniger gute Gruppe gefunden und den Pass gut bewältigt. Dank weiterer Flaschen von Alex mussten wir nicht an den offiziellen Verpflegungsstationen anhalten und konnten Zeit sparen. Aber erst hier beginnt der Ötzi so richtig. Auch der Jaufen fühlte sich noch relativ kurzweilig an. In der letzten Kehre standen mir unbekannte Menschen, die völlig ausgetickt sind, als jemand aus Gaimersheim vorbeifuhr. Vielen Dank dafür – das war für mich, und ich glaube, für uns alle ein großes Highlight. Auch hier wartete weitere Verpflegung von meinen Eltern auf mich und vor allem ein heiß ersehntes Cola, das mir für wenigsten die nächsten 30 Minuten wieder ordentlich Kraft brachte.

Die größte Aufgabe stand aber noch bevor: das Timmelsjoch mit 1700 Höhenmetern. Schon am Anfang fragte ich mich, wie das noch funktionieren soll. Das einzig Positive war, dass jeder gleich leiden musste – der eine mehr, der andere weniger. Es war extrem heiß, sodass ein Stopp an der Verpflegungsstation nötig war. Der Anstieg zog sich endlos hin, und oben angekommen, erwischte uns dann auch noch der Regen. Die letzte Abfahrt musste daher mit etwas mehr Vorsicht genommen werden, bevor es endlich nach Sölden ins Ziel ging. Irgendwann hörte ich auf, auf mein Garmin zu schauen, und ließ mich im Ziel von meiner Zeit überraschen.

Das Ziel

Egal, mit welcher Zeit man ins Ziel kommt – das Ziel in Sölden ist einfach etwas Besonderes. Das Gefühl, diese Mammutaufgabe gemeistert zu haben, auf die man sich wochenlang vorbereitet hat, ist überwältigend. Nicht nur körperlich, sondern vor allem mental war es eine große Herausforderung. Dieser Moment, wenn der Druck abfällt und die Freude, es geschafft zu haben, überwiegt, ist unbeschreiblich. Ein besonderer Dank geht an Boris, Eva, Korbi und Alex für diesen unvergesslichen Moment an der Ziellinie (mit dem ich nicht gerechnet habe).

Im Ziel hieß es dann für alle, die Energiespeicher wieder aufzufüllen und die Stimmung zu genießen. Da uns aber der Regen erwischt hatte, wurde es aber unangenehm kalt, und wir mussten uns schnell trockene Sachen anziehen. Nach dem Abendessen ging es noch zur Siegerehrung und zu einem meiner persönlichen Highlights des Ötzis: Die Begrüßung des letzten Finishern mit all den Begleitfahrzeigen, die während dem Rennen auf der Strecke sind. 

Acht Gaimersheimer, acht Finisher – das kann man definitiv als erfolgreichen Tag verbuchen!

Die Supporter

Alle Zuschauer, Freunde und Familie, die vor Ort oder von zu Hause aus dieses Ereignis mitverfolgt haben, sind der absolute Wahnsinn. Vielen Dank! Ohne euch wäre dieser Tag nicht so besonders gewesen. Ein riesiges Dankeschön geht an Alex, Boris, Eva, Korbi, Anja, Mama und Papa, die uns auf der Strecke versorgt haben. Nutrition is everything! Ohne euch wäre das Rennen nicht so gelaufen, wie es letztlich gelaufen ist.

Die Ergebnisse

Wiesnet Matthias: 09:00 h (Platz AK 250)

Gabler Thomas: 09:22 h (Platz AK 356)

Kumpfe Christian: 09:24 h (Platz AK 368)

Wilke Sven: 09:31 h (Platz AK 357)

Schramm Michael: 09:56 h (Platz AK 359)

Naber Jens: 12:04 h (Platz AK 181)

Eva Schien: 08:07 h (Platz AK 2)

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