UCI Granfondo Weltmeisterschaft 2024

Janni beendet WM in Aalborg erfolgreich!

| Aalborg (DEN), am 2 SEP 2024, von Jan-Niklas Maciolek (+Brunni) |
Der TSV Gaimersheim war auch 2024 wieder bei der UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft in Aalborg, Dänemark vertreten. Am Sonntag, den 1. September konnte unser neuer Teamkollege Jan-Niklas Maciolek für Deutschland das sehr schnelle Rennen der Elite-Klasse über 153 Kilometer mit 1300 Höhenmeter erfolgreich beenden.

RTG war bereits 2019 in Posen (Polen) und 2022 in Trient (Italien) bei der WM am Start. In Trient konnten Bernhard Tratz, Hans Hofmann, Jürgen Böhm, Günter Gartner und Thomas Brunnegger den Gran Fondo mit dem Monte Bondone erfolgreich beenden. Jürgen hatte zudem erfolgreich im Einzelzeitfahren teilgenommen. Unser Rennbericht von 2022:
https://www.radsport-gaimersheim.de/rennberichte/gran-fondo-wm-trento

Janni hatte im Juni beim Gran Fondo in Svendborg, Dänemark die Qualifikation für die WM geschafft. Er ist seit August 2024 bei uns im Verein, hat eine Rennlizenz beim BDR gezogen und freut sich am Sonntag mit einem Deutschland race-suit by Maisch-sportswear starten zu können. Das Rennen geht über 153 Kilometer mit 1300 Höhenmeter. 


Rennbericht von Janni
Vorab erstmal ein großes Dankeschön an Brunni für die ganze Organisation rund um die Lizenz. Ich hoffe, dass ich bald mal wieder in Ingolstadt bin und eine Runde mit euch allen drehen kann!

Begleitet wurde ich von meinem Kumpel Chris, der in der Woche zuvor noch das Swiss Epic mit Max Schwarz gefahren ist. Wir sind am Freitag aus Hamburg nach Aalborg angereist und hatten zum Glück mit etwas über 4 Stunden Autofahrt eine relativ kurze Anreise. Am Samstag haben wir am Vormittag die ersten 35 km der Strecke abgefahren. Da wurde schnell klar: a) sehr technisch und b) da wird's ordentlich krachen. Die Strecke führte aus Aalborg raus über kleine Seitenstraßen und dann weiter über enge Wege mit vielen 90-Grad-Kurven durch das dänische Hinterland. Der Belag war echt top, aber ich habe mir Sorgen macht, wie es wohl sein wird, mit fast 400 Fahrern den Parkbuchten auszuweichen, ohne dabei an einem Baum oder Schild kleben zu bleiben.

Nach ein paar Kilometern schloss sich uns eine Gruppe Italiener an. Da war schnell klar: Hier steht keiner zum Spaß am Start. Die Jungs fuhren schon beim Recon Racelines und fuhren an den Wellen mal eben lockere 1000 Watt "Test-Attacken". Mein Fazit vom Recon: Die ersten 30-40 km klemmen, bis ich nicht mehr kann, und dann auf den restlichen 110-120 km eine Gruppe finden, die mich nach Hause bringt. Übrigens, die Ecke von Dänemark ist echt traumhaft: viele kleine Wellen, tolle leere Straßen, top Asphalt und gute Radwege. Mittags haben wir uns noch die Verpflegungsstationen angeschaut, aber das hätte man sich auch schenken können. Eine Flaschenübergabe schien unmöglich, da alle drei Stationen an schnellen, flachen Stücken lagen, die fast abfallend waren. Der Rest des Samstags stand dann unter dem Motto: Startnummer holen, Beine hochlegen und Kohlenhydrate tanken.


Raceday: Sonntag

Der Wecker klingelte pünktlich um 6 Uhr, Start war um 9 Uhr. Ein kurzer Blick aus dem Fenster auf einen großen Parkplatz zeigte: Die ersten standen bereits 3 Stunden vor dem Start fertig mit Helm und Radschuhen in der Stadt. Also doch lieber etwas früher zum Start. Fast 2 Stunden vor dem Startschuss stand ich im Block, relativ weit vorne, etwa in der 10. Reihe. Zu mir gesellten sich, mal wieder, die Italiener, inklusive Mattia Gaffuri, dem 2. der Zwift Academy und späteren Gewinner des Rennens. Rund 300 der 400 Starter waren schon über eine Stunde vor dem Start im Block.

Um 9:00 Uhr fiel der Startschuss: 1. Kurve, 2. Kurve, erstes Stück geradeaus, kurzer Blick auf den Wahoo – 52 km/h. Schon auf dem ersten etwas längeren Stück geradeaus wurde vorne gedrückt, als gäbe es kein Morgen mehr, und das Feld zog sich extrem in die Länge. Die ersten 40 km, die wir am Vortag abgefahren sind, waren dann doch nochmal heftiger als gedacht. Das Tempo war wahnsinnig hoch, in den Kurven standen wir fast, bevor wir sofort wieder auf über 50 km/h beschleunigten. Die erste Stunde war ein halbes Crash-Festival und eigentlich nur ein Überlebenskampf. Glücklicherweise konnte ich allen Stürzen ausweichen, 2-3 Ausflüge durch Vorgärten und Wiesen blieben nicht aus. Die Fahrweise und das Gefühl der ersten Stunde spiegelten sich auch in den Zahlen wider: Auf den ersten 40 km mit fast 300 hm lag der Schnitt bei 43,8 km/h und 320 Watt NP (4,8 w/kg). 

Mit fast 300 Fahrern fuhren wir nun in einer riesigen Gruppe durch das dänische Hinterland. Die Leistungsdichte war so hoch, dass sich diese Gruppe erst bei Kilometer 60/70 in drei große Gruppen à etwa 100 Fahrer teilte. In der ersten hektischen und chaotischen Rennstunde habe ich versucht, ein wenig auf Nummer sicher zu gehen, wodurch ich hier und da Plätze verloren habe und mich so in der 3. Gruppe wiederfand. Relativ schnell versuchte ich dann mit einem weiteren Deutschen, zwei Italienern und zwei Tschechen, zu der Gruppe nach vorne aufzuschließen, die in Sichtweite war. Leider gelang uns das nicht, dafür teilten wir unsere Gruppe nochmals und waren nun mit knapp 40 Mann in der Gruppe des Tages. Zeit zum Verschnaufen gab es kaum, und das Tempo wurde hochgehalten.

Ein Blick auf meine Flaschen und ein gedankliches Durchzählen der Gels ließ mich schnell zum Entschluss kommen, dass ich in den ersten 1 ½ Stunden zu viel getrunken und gegessen habe – vor allem mit Blick auf die Verpflegung, bei der ich wahrscheinlich leer ausgehen werde. Es ging allerdings nicht nur mir so, auch andere aus der Gruppe hatten Probleme mit der Verpflegung, abgesehen von einem der Italiener, der eine ganze Flasche Espresso dabei hatte.

Kilometer 70-90 waren überraschend zäh, aber zur Abwechslung gab es ein langes Stück geradeaus, ohne 90-Grad-Kurven. Das lag mir wesentlich besser, ich konnte mein Standgas nutzen, kreiselte mit den Italienern, Tschechen und dem Deutschen an der Spitze der Gruppe und hielt das Tempo hoch. Kilometer 90 und damit auch die Verpflegungsstation, wo Chris auf mich wartete, kam näher. Wir bogen, wie immer, mit einer 90-Grad-Kurve auf eine Bundesstraße ab, zeitgleich kam die erste Gruppe des Medio Fondos auf der Bundesstraße an. Einige Hundert Menschen standen an der Verpflegung, und es war aufgrund der Vermischung der Gruppen, der knapp über 40 km/h und der Anzahl der Leute am Straßenrand unmöglich, etwas anzunehmen. Ich sah zwar noch Chris, der mir ein Musette zustreckte, aber ich versuchte erst gar nicht, dieses zu nehmen, denn die Italiener hatten nur eins im Kopf: so schnell wie möglich an der Spitzengruppe des Medio Fondos vorbei. Mein Landsmann schloss sich an, und so stiefelte ich hinterher. Die Aktion wurde ein wenig zu einer Harakiri-Aktion, viel Platz hatten wir nicht, und das Geschrei der Italiener half nur bedingt. Am Ende mussten wir auf den zum Glück gut befahrbaren Schotterstreifen neben der Straße ausweichen. Vorne angekommen stellten wir fest, dass wir während der Aktion unsere Gruppe „verloren“ hatten und nun zu viert allein waren. Wir kreiselten wieder für wenige Kilometer, bevor der Rest unserer Gruppe wieder aufschloss. Ein paar Fahrer des Medio Fondos hatten wir nun auch dabei, was sich im Laufe der Zeit als nervenaufreibend herausstellte, da diese nicht einfach am Ende der Gruppe mitfuhren, sondern relativ weit vorne ungewollt die Führungen störten, was zu ein, zwei Diskussionen zwischen den verschiedenen Altersklassen führte.

Bei Kilometer 102 kam der „Anstieg“ des Tages. Eigentlich waren wir alle schon total grau, aber die 1,7 km hoch verstand keiner Spaß und so fuhren alle, was ging. Oben kam ich mit Sabberfäden, keuchend und komplett am Limit an. Statt zügig weiterzufahren, drückten ein paar nochmal richtig drauf, und so kämpfte ich relativ weit hinten in der Gruppe ums Überleben – fast 4,5 W/kg im Windschatten, nachdem ich vor wenigen Sekunden noch froh war, die Tempoverschärfung an der Welle überlebt zu haben.

Circa 25 km vor dem Ziel holte uns eine kleine Ausreißergruppe der Altersklasse 35-39 ein. Das deutlich höhere Tempo gefiel den Italienern, und so versuchten sie, sich an die Belgier der anderen Altersklasse zu hängen. Für mich bedeutete das: einmal mehr leiden. Bei Kilometer 128 gab es nochmal eine Verpflegungsstation, aber auch hier war nichts zu holen. Einige von uns hatten jetzt mit dem Trinken und der Verpflegung Probleme, jedoch teilte ich mit dem anderen Deutschen unsere restlichen Tropfen. Wir bogen wieder auf das technische Stück, das wir bereits aus Aalborg raus gefahren sind, und so standen nochmal 20 km mit vielen engen Kurven und damit Antritten an. Unglücklicherweise ließ in der Stadt, knapp 4 km vor dem Ziel, ein Holländer ein paar Positionen vor mir eine Lücke aufgehen. Ich versuchte, diese nochmal zuzufahren, aber leider ohne Erfolg. Die restlichen Fahrer, die mit mir zusammen gedroppt wurden, legten die Beine hoch und rollten „locker“ ins Ziel. Ich setzte mir in den Kopf, nochmal alle Körner auf den letzten 4 km rauszuhauen, und so fuhr ich solo ins Ziel.

Am Ende kam ich auf Platz 247 ins Ziel, was ich erst eher ernüchternd fand. Aber ich war nur 12 Minuten hinter dem Sieger, Mattia Gaffuri.

Die ersten 270 Fahrer kamen alle innerhalb von 15 Minuten nach dem ersten Fahrer ins Ziel, die ersten 100 sogar innerhalb von 1:30 Minuten. Insgesamt kann sich jeder als Sieger fühlen, der es ins Ziel geschafft hat, mit einem halbwegs intakten Rad und ohne größere Verletzungen.
Unter Strich und in Zalen sah der Tag wie folgt aus:
153km, 1.380hm, 3:40h, 41,5km/h im Schnitt

Glückwunsch an Mattia Gaffuri der ein Wahnsinssrennen fuhr. (3:28h mit 354Watt im Schnitt bei 68kg)
Grüße aus Hamburg,
Janni

Links
GF World Series        https://ucigranfondoworldseries.com/en/
GF Weltmeisterschaft   https://granfondoaalborg.dk/en/
WM Ergebnisse https://www.sportstiming.dk/event/13162/results

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