Thomas startet bei Ironman Weltmeisterschaft Nizza 2023
Wer die Côte d’Azur als Traumziel für Urlaub bei Sonnenschein und kristallklarem Wasser, Palmen und wunderschönen Küstenorten verbindet, liegt selbstverständlich richtig. Und darüber hinaus wurde Nizza am vergangenen Wochenende zur globalen Triathlon-Hochburg, da erstmalig eine Ironman-Weltmeisterschaft auf europäischem Boden ausgetragen wurde.
Hierfür konnte sich Thomas Buchberger im Juni mit Platz 9 in seiner Altersklasse beim Ironman in Kärnten (Zielzeit 9:23h) qualifizieren. Fortan stand aber neben der Vorbereitung auf die WM vor allem das Familienglück im Fokus, da Julia und Thomas Mitte Juli Nachwuchs begrüßen durften. Demnach war das grosse Ziel, zu Dritt mit Sohnemann munter nach Nizza reisen zu können und die WM einfach zu geniessen.
Im Folgenden seine Eindrücke:
In den Tagen vor dem Start pulsierte Nizza bereits vom Flair einer ganz grossen Triathlon-Show. Wohin man blickte: Altersklassenathleten und Profis säumten Promenade und die malerische Rennstrecke. Und es wurden täglich mehr. Bis dann am Sonntag die Spannung den Höhepunkt erreichte:
Im Morgenlicht des 10. Septembers fiel um 6.50 der Startschuss für die Profis um Jan Frodeno am Plague de Ponchettes, dem Stadtstrand Nizzas. 10 Minuten später folgte meine Startgruppe (M35-39) ins 24.8 Grad warme Mittelmeer. Zu warm für einen Neoprenanzug, weswegen die geliebte Schwimmhilfe schmerzlich vermißt wurde. Den 3.8km langen, M-förmigen Kurs durch das wunderschöne Blau der Bucht verließ ich nach 1:12h (170 in der AK) Geht schneller, aber es galt an diesem Tag die Kräfte gut einzuteilen. Und mir fehlte einfach etwas der Flow im Wasser, immerhin verfehlte ich zum Glück eine grosse Qualle. Also alles soweit gut gegangen, denn dass dieser Kurs zu den härtesten der Welt zählt, sollte sich in Kürze beweisen.
Also (relativ) schnell vom Schwimmen aufs Radeln wechseln und rauf auf die 180km Radstrecke: knapp 10km raus aus der Stadt und ab ins Hinterland, wo satte 2.400 Höhenmeter zu bewältigen waren. Von Beginn an kam ich gut durch das Teilnehmerfeld an den stärkeren Schwimmern vorbei nach vorne. Nach knapp 60km wurde das Hochplateau auf 1.200m ü.d.M.erreicht, wo es fortan bis KM 130 wellig weiter ging. Es blieb wenig Zeit für den Blick auf bezaubernde Bergdörfer, beeindruckende Schluchten und die Weitsicht auf das Meer, da sich die Strecke durchaus technisch anspruchsvoll gestaltete. Bis hierhin konnte ich mich bereits in die Top 100 der AK vorarbeiten und konstant meine Leistung abrufen. Es war schwer einen Rhythmus zu finden auf dem für ein Triathlonrad untypischen Profil, also habe ich auch hier tunlichst vermieden, zu viel zu investieren. Denn das hörte man vor dem Rennen unisono von Profis bis Amateure: "Schieß dich nicht auf dem Rad ab." Die letzten 50km waren dann gespickt von rasanten Abfahrten mit Serpentinen und zahlreichen Schlaglöchern. Gestürzte Radfahrer bildeten kein Bild der Seltenheit, deswegen war die Priorität, lieber etwas mehr Sicherheit walten zu lassen. Demnach war auch die Radzeit von 5:52h nicht am Maximum, denn in den Abfahrten sah ich deutlich schnellere Biker passieren. Mit dem Bewusstsein, dass nun mit dem Laufen meine stärkste Disziplin noch folgt, konnte ich damit gut leben.
Radstrecke über 180km und 2.400 Höhenmeter.
Also ging es um kurz nach 14 Uhr rein in die Laufschuhe und ab auf die vier mal 10.5km Runden, entlang der Promenade und zurück. In der Mittagshitze fehlte es an Schatten, dafür feuerten tausende Zuschauer die Athleten auf der Strecke an. Bei knapp 30 Grad fühlten sich die Beine glücklicherweise super an, der erste Kilometer ging mit flotten 4:20min/km los. Daher nahm ich bewusst Tempo raus, um nicht später die Euphorie büssen zu müssen. Ich nahm jede Verpflegungsstation (alle 1.6km) so gut es ging mit, vor allem zum kühlen. Bis zur Hälfte gab es noch Eis, danach musste es Wasser so gut es ging richten. Das gelang auch, das Tempo blieb konstant (um die 4:40min/km) aber es wurde durchaus zäh. Also galt es einfach sich durch zu beissen und das Lächeln nicht zu verlieren, denn: ich war optimistisch, das Rennen gut ins Ziel zu bekommen.
Das Grinsen wurde dann auf der letzten Runde immer breiter, noch einmal bei Julia und unserem Sohn vorbei, Tränen verdrücken und ab auf die Zielgerade: "Thomas, you are an Ironman" dröhnte es aus den Lautsprechern und die Uhr zeigt 10:32h an (Marathonzeit 3:19h). Mit der schweren Finishermedaille um den Hals fühlte ich mich unendlich erleichtert. Die letzten drei Monate zogen wie im Flug noch einmal an mir vorbei: Kärnten, Papa werden, Weltmeisterschaft. Und alles gut gegangen. Am Ende war sogar die Platzierung in der Altersklasse (59 von 270) und auch gesamt (259 vom 2027) deutlich besser, als ich mir vorgestellt hatte.
Das Grinsen ist mir also geblieben. Darüber hinaus das tiefe Gefühl der Dankbarkeit für die tolle Unterstützung von Julia auf diesem Weg (nicht in Worte zu fassen), von Sven und Krissi vor Ort und den vielen, vielen Nachrichten der RTG-Gemeinschaft an diesem Wochenende.